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  • AutorenbildReini Frei

Tag 8: Verceia – Dervio. Die schönen und die hässlichen Seiten des Wanderns und eine "Studie"!

Beim Marathon gibt es die «Blue Line», die blaue Linie. Auf dieser kannst du mal links, mal rechts laufen, am besten aber genau auf ihr. Beim Wandern gibt es manchmal die «White Line», die weisse Linie. Wenn du auf einer solchen bist, dann hast du Pech gehabt, zumindest in Italien. Dann bist du nämlich nicht auf dem Wanderweg, sondern auf der Strasse und wanderst an einer Sicherheitslinie entlang. In Italien solltest du auf dieser nie links laufen, wenn immer möglich nur rechts. Aber in Italien ist zwischen dieser weissen Linie und dem rechten Rand oft nur dreissig Centimeter. So uns geschehen auf dem letzten Abschnitt des heutigen Tages von Ausgangs Colico bis Dervio, acht Kilometer! Das war die hässliche Seite des Wanderns – zugleich aber auf andere Art interessant. Ich habe nämlich eine wissenschaftliche, zwar nicht hieb und stichfeste, Studie begonnen: Wie überholen die verschiedenen Autofahrerinnen (männliche Form mit gemeint!) mit ihren verschieden Marken uns. Ganz erstaunliche Ergebnisse ergab die Studie:


Die schlimmsten zuerst: Fiat-, Polo-, Kia- und andere Kleinwagen weichen kein bisschen aus. Im Höllentempo rasen sie an dir vorbei, beschleunigen gar noch, ganz nach dem Motto: ich bin klein, du auch und wir haben beide genug Platz. Verzieh dich. Anders die Opel-Fahrerin (männlich mit gemeint). Ein Opel bremst schon hundert Meter hinter dir ab, reduziert das Tempo, fährt über die Sicherheitslinie auf der anderen Fahrbahn an dir vorbei, hupt noch einem wild gestikulierenden, entgegenkommenden Fahrzeughalter und biegt kurz nach dir wieder in ihre Fahrbahn an. Der Peugot und seine Fahrerin (ja, auch der Mann) ist die Gentlefrau schlechthin! Bremst ab und fährt so langsam an dir vorbei als wollte sie noch ein kurzes Gespräch mit dir halten oder dich fragen, ob sie dich von dieser irren Strassen-Wanderung mitnehmen soll.

Der Audi ist auch nicht von schlechten Eltern – centimetergenau fährt er in die Strassenmitte und lässt dir Platz. Beim BMW hat die Studie keine einschlägigen Resultate erzielt – sind halt bayrisch und daher schwer einzuordnen. Ebenso, wenn nicht schlimmer als die Kleinwagen, sind die SUV und die Kleinlaster – da musst du einen Satz auf die Mauer nehmen (Glück gehabt) oder die Böschung hinunter (see you in hospital). Die grossen Laster sind halt ein Laster - da musst du einfach stehen bleiben und einem Hurrican gleich warten, bis der Sturm vorbei ist. Und der Volvo? Kein einziger liess sich blicken! Wahrscheinlich wusste die Fahrerin (Mann nicht mit gemeint!), dass Wanderer auf diesem lebensgefährlichen Weg sind und wartete, bis sie weg sind. Sicherheitswagen halt. Nach diesen abenteuerlichen acht Kilometern dürfen wir die Studie abschliessen mit: «Hurra wir leben noch!»


Und die schönen Seiten des Wanderns? Die haben wir glücklicherweise heute auch erlebt – das Naturschutzgebiet Pian die Spagna und der Comersee! Die Pian die Spagna, so steht es auf der Tafel, sei «für zahlreiche Tier und Pflanzenarten unentbehrlich». Wir haben ausser einem Graureiher kein einziges Viech gesehen – aber hunderte von Quadratmeter angepflanzter Mais! Was der in einem Naturschutzgebiet verloren hat? Italien halt!


Trotzdem, es waren herrliche Stunden in diesem 1586 Hektar grossen Gebiet, entlang dem See und der Adda, einem mächtigen Strom, der sich schlussendlich in den Comer-See ergiesst. Dieser Comer-See zeigte sich dann von seiner schönsten Seite. Dunkelblau wie der Himmel, Dörfer an den Hängen wie an einer Perlenschnur aufgereiht, idyllische Badeplätze, von denen wir eines um die Mittagszeit zu einem kühlenden Badeplausch nutzten, und Bars und Restaurants auch gelegentlich – die wir leider nicht nutzen konnten.


Abgesehen von dieser irren Strassenwanderung, von einem uns nachjagenden kläffenden Hund (zum Glück hat man Stöcke!) war dieser Tag zwar lang und anstrengend (28°) aber herrlich vielfältig.


Mitten im Naturschutzgebiet - Mais und Abhöranlagen...

Querfeldein - durchs Naturschutzgebiet...


...und dann der Comer-See! Herrliche blau-grün-blaue Wasser- und Berglandschaft!



Und zum Schluss - die "Weisse Linie"...

...die Eric schon gefährlich überschreitet...;-)


Mit dieser Ausrüstung müsste man an dieser Strasse wandern...

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