top of page
Suche
  • AutorenbildReini Frei

Tag 4: Bivio-Septimer-Vicosoprano. Römerwege, Blumenpracht, Selbsterkenntnisse.

Aktualisiert: 29. Aug. 2021

Über den Septimer wurden nicht nur Waren transportiert, er war auch ein Kultur- und Sprachweg und um 1584 fand auch die Reformation den Weg über den Septimer ins Bergell. Zwischen dem Bergell und Bivio entstand dadurch eine besondere Beziehung – auch wegen Weideflächen, die im Bergell rar waren und daher die Bauern über den Septimer zu den Bivianern gingen. Diese hiessen sie Willkommen und manch ein/eine Bergeller/Bergellerin blieben in Bivio.


Wir gehen gemächlichen Schrittes kurz nach Acht in Richtung Septimer. Eine herrliche, an die Greina-Ebene erinnernde Landschaft tut sich vor uns nach ca. einer halben Stunde auf, in der die Eva da Sett durch eine schöne Moorlandschaft mäandert. Am Horizont hüllt sich der Septimer noch in Wolken, es ist kühl. Aber auf dem Gipfel bricht die Sonne durch und begleitet uns fast den ganzen Tag bis Vicosoprano. Die mächtigen Berggipfel grüssen uns: Piz Grevasalvas (2932 m), Motta Radonda, Piz Materdell, Piz hier und Piz da – eine herrlich, zackige Berglandschaft. Der Septimer war vom 9. bis Ende des 15. Jahrhunderts der wichtigste Bündnerpass und Weg in den Süden (und zurück). Auf dem steilen Abstieg bestaunen wir daher den wundervoll gebauten Römerweg, eine von Lehrlingen restaurierte alte Römerbrücke und zahlreiche Blumen am Wegesrand, deren Namen ich per SMS von Walter genannt bekomme: Schwalbenschwanz-Enzian, Witwenblume, Brunelle, Eisenhut (selbst herausgefunden😉)


Wir wandern heute gegen 19 km und unser iPhone zählt 30'000 Schritte. Da kommt man gelegentlich in einen Flow und zu Selbsterkenntnissen. Ja, man kommt sich selbst näher, man erfühlt sich neu. Wie im Gelände, wo wir uns den Weg suchen müssen, so müssen auch wir uns gelegentlich wieder suchen und immer wieder neu finden, auch er-finden. Diese Gedanken kommen mir auf dem wunderschönen, durch Wälder und Wiesen führenden Weg von Casaccio nach Vicosoprano. Und der fernöstliche Spruch dazu: «Der Weise sucht alles in sich, der Tor in anderen.»


Wir sind nun im Bergell und neben der ViaSett, dem Kolumbansweg auch auf der Via Bregaglia, «ein herrlicher, grenzüberschreitender Wanderweg kultureller Art durch das Bergell.» (Tourismusbroschüre) – dem darf man sicher zustimmen, denkt man an Stampa und den kleinen Stall, den Giovanni Giacometti 1906 in ein Atelier umgebaut hat und in dem nach 1933 durch seinen berühmten Sohn Alberto manches Welt-Kunstwerk entstanden ist.


Wir geniessen nun im Piz Cam einen ruhigen Abend (es sollte anders kommen...) – zuvor aber werbe ich den Wirt noch für den Verein Kolumbansweg an!


Der Sett mäandert durch die Hochebene


Auf dem Pass da Sett


Römerbrücke (von Lehrlingen im Jahre 1991 restauriert zum 700 Jahrfest der Schweiz)...

...und Römerstrasse


Wer errät den Namen? (Walter ist ausser Konkurrenz...)


60 Ansichten1 Kommentar

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
Beitrag: Blog2 Post
bottom of page