top of page
Suche
  • AutorenbildReini Frei

Tag 2 – Kolumbansweg: Lenzerheide – Savognin

Uff, was für ein Aufstieg! Vier Kilometer und 500 Höhenmeter ab Tiefencastel. Mehr oder weniger in der Falllinie hinauf. Der Stauberen-Aufstieg lässt grüssen! Da war der Start um acht Uhr noch beschaulich. Vom Hotel weg, durch den Camping-Platz (Totenstille, sogar die Hunde schlafen noch vor den Wohnmobilen), durch den Tannenwald, am Golfplatz vorbei, zur „Roland-Arena“ und hinein nach Lenz. Dann in der Falllinie hinunter nach Tiefencastel. Neidisch schaue ich einem Biker nach, der an mir vorbeischiesst…


„Ehering verloren“

Nein, nicht meiner, der wurde mir schon vor Jahrzehnten in Zürich gestohlen, nein, der von Herrn Meier. So steht es zumindest auf Zetteln, die ein Herr Meier auf einigen Ruhebänken dem Wanderweg entlang von Lenzerheide nach Lenz angebracht hat. Der arme Mann. Ist nun sein Eheleben ruiniert? Wagt er sich nicht mehr nach Hause? Sofort kleben meine Augen die nächsten dreissig Minuten bis nach Lenz am Boden, halten Ausschau nach dem runden Ding. Aber nichts gefunden, kein Ring, kein Garnichts. Tja, Herr Meier, trösten Sie sich und schauen Sie mich an: Seit fast dreissig Jahren ohne Ring und sie hält, die Ehe.


Der Herr Meier wird hoch oben im Tal, bei Mon, von Pater Alexander Lozza (1880 – 1953) verdrängt. Und wie. An jeder Ecke und Wegwendung prangt eine Tafel mit einem Gedicht von Pater Lozza. Als zwölftes Kind von Dorigo und Maria Lozza verliess Alexander mit fünfzehn Jahren die Heimat Richtung Genua und trat dem Kapuzinerorden bei. Dort studierte der Jüngling – aber kam fast um vor Heimweh. 1906 kehrte er dann zurück in seine geliebten Berge oberhalb Savognin, wurde Pfarrer in Salouf, Kustos in Ziteil und widmete sich - neben seinen Schützlingen - der Jagd, dem Holzschnitzen und dem Dichten. Er besass auch das erste Radiogerät und habe leidenschaftlich gerne Fussball-Übertragungen gehört – wahrscheinlich wurden dannzumal noch keine Gottesdienste übertragen, die Kirchen waren ja noch voll…

Und hier ein Müsterchen seiner Dichterkunst:

Der Kluge und der Dumme Einst kam der Kluge in die Gruft, voll Blumenduft! Daneben grub des Dummen Grab man tief hinab! Beisammen Schädel nun im Beinhaus ruhn! Der deine, Kluger, ist nun wohl, wie der des Dummen … leer und hohl!

Tja, mag wohl stimmen – darum denken wir dran, was Snoopy (Peanuts) gesagt hat: Man stirbt nur einmal, lebt aber täglich.


Gestern stand ich mit ihm in SMS-Kontakt wegen Blumennamen (es war Wiesensalbei und die Klatschnelke) und heute treffe ich ihn mit seinen SAC-Senioren in Salouf beim Mittagessen: Walter Heule! Nach herzlichen Begrüssungs- und Abschiedsworten – die Gruppe war grad am Aufbrechen – setze ich mich selber zum Mittagessen hin. Danach erreiche ich nach zwei Stunden Savognin. Der Weg von Salouf bis Savognin ist nicht gerade spektakulär, sieht man von der Schlucht kurz vor Riom ab.


Wandern und Glück

Wandern macht glücklich. Das haben wissenschaftliche Studien herausgefunden. Diese Studien hätte man sich sparen können. Jeder und jede weiss oder spürt das. Beim Wandern wird das Immunsystem gestärkt, das Wandern hebt die Stimmung, entschleunigt, stärkt die seelische Gesundheit. Beim Wandern kann man wunderbar produktiv reflektieren. Dies passierte mir heute, als ich über ein Projekt nachdachte. Im Gras liegend, die Augen geschlossen, das Heu riechend – so kommen einem die besten Gedanken. Morgen und übermorgen bleibt wohl nicht viel Zeit für Reflexion – es stehen die „Königsetappen“ an – Alp Flix und dann der Septimerpass. Ich freue mich auf die Begleitung von Stefan. In ureigenster Sache: Wenn ich jeweils zurück und geduscht bin, schreibe ich von der Leber weg meine Gedanken in die Kiste. Es kann aber schon mal passieren, dass die Leber schon ein Glas Rotwein zur Belohnung für den "Wanderchrampf" bekommen hat und daher falsche Signale ans Hirn schickt. Dann kann schon mal eine Satzbau nicht sauber sein, ein Zeiten-Fehler sich einschleichen, ein Wort falsch sitzen. Verzeiht es mir - oder besser sagt es mir und ich korrigiere es. Dann ist auch die Leber wieder beruhigt...



Pater Lozza in Holz verewigt - mit Jagdbeute

In Riom kämpfen Kirche und bemaltes Nachbarhaus um unsere Aufmerksamkeit

Aufstieg nach Mon - steil aber schön

Blick aus dem Kirchlein


Kirchlein Nahe Salouf


Ein Blick zurück nach Tiefencastel, vor dem Aufstieg


Die Rheintaler SAC-Senioren beim Aufstieg nach dem Mittagessen in Salouf

56 Ansichten1 Kommentar

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
Beitrag: Blog2 Post
bottom of page