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  • AutorenbildReini Frei

Tag 17: Ospedaletto – Calendasco (Schiff/12km). Early Bird. Danilo. Po-Ebene. Agriturismo

Heute habe ich meinen gestrigen Frühstart doch glatt um eine Stunde unterboten: Mit Stirnlampe gings um sechs los. Danilo, der «Po-Kapitän», erwartet die Peregrinos um halb neun und ich habe ca. zwei Stunden bis dahin zu laufen. Die ersten fünfhundert Meter wieder der Strasse entlang. Ich gehe links und zünde den heranbrausenden Autos und LKW jeweils ins Cockpit. Das hilft.


Totenstille dann ausserhalb Ospedaletto. Nichts rührt sich, kein Vogelgezwitscher, kein Rascheln der Blätter. Geradezu unheimlich. Bald aber erhellt die feuerrot aufsteigende Sonne meinen Tag und mein Gemüt. Ich halte nach Viechern Ausschau. Nichts zu sehen. Weit und breit kein (Wild-)Schwein, Reh oder Fuchs – doch, da, schau einer an, ein kleiner, winzig kleiner Feldhase. Das erste Viech seit zwei Wochen. Italien muss leergeschossen sein. Nichts für Albert und Markus…


Eine halbe Stunde vor Bootsabfahrt bin ich am Steg. Es erscheinen drei weitere Wanderer – Italiener, 66, 74 und 70. Ich lese das aus dem Pilgerbuch von Danilo, in das wir uns nach der Überfahrt eintragen müssen. Danilo ist seit über dreissig Jahren «Pilger-Bootsfahrer» - mit seinem Boot übersetzt er Wanderer von der einen, auf die andere Seite des Po, nach Calendasco. Von der Lombardei in die Emilia Romagna. Stolz präsentiert er nach der stiebenden Fahrt sein Pilger-Haus mit unzähligen Büchern und seinem grössten Schatz, dem Pilgerbuch. Jeder muss sich eintragen und erhält dann einen Stempel in seinen eigenen Pilgerpass. Der 66jährige Italiener, der mit mir im Boot war, spricht ausgezeichnet Deutsch und übersetzt mir, was Danilo sagte: «In den letzten zwanzig Jahren haben Tausende Pilger das Flusstaxi benutzt. Allein von März bis November in einem Jahr durchqueren jeweils etwa einhundert Pilger die Furt, jeder wird in meinem ‘Hospitium Peregrinorum’ empfangen und registriert und bekommen den schönen Stempel!» Man spürt, Danilo ist vernarrt in die Pilgerei und den Po.


Der Po. Welch blöder Name für diesen mächtigen Strom, der diese Ebene zu einer der fruchtbarsten, bevölkerungsreichsten und auch wohlhabendsten Regionen Italiens machte. Zuckerrüben, Mais, Weizen und vor allem Wein gedeihen prächtig – nur schmecken will mir der «Gutturnio Frizzante» der hiesigen Azienda Agroturismo – in der ich übernachte - nicht. Frizzante halt.


Ansonsten habe ich wohl eins der ruhigsten Zimmer auf der Wanderung – inmitten von Nichts befindet sich die Azienda. Wäre da nicht der Güggel, der schon den ganzen Nachmittag hinter seinen Hennen herrennt und kräht…


Ich bin froh ist es Wochenende, denn ich bin müde von diesen drei anstrengenden Wander-Wochen. Ich habe jetzt fast 400 km in den Füssen. Vor mir nun eineinhalb Ruhetage in Piacenza. Ich muss die nächste Woche auch noch neu planen – es sieht mit Übernachtungsmöglichkeiten im Trebbia-Tal nicht gut aus…


Frühmorgendliche Wanderung mit Stirnlampe...

...und Cappuchino im "Art Cafe"!


Kitschig schön...

Fruchtbare Po-Ebene - links ernte- rechts säbereit...


Po-Überfahrt

Danilos Reich


Danilo mit der Columbans-Tasche

Das Pilgerbuch


Der Pilger-Stein

Nur noch 66 km...

Wandern, wandern....

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