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  • AutorenbildReini Frei

Tag 13 – Abend-Nachtrag: Maggi. Spluga. Monza. Tiramisu.

Wenn man allein unterwegs ist, am Abend im Hotel auch allein am Tisch sitzt, dann sitzen meistens auch andere allein am Tisch. Dann kommt man ins Gespräch. Früher war ich angestellt und viel im Export unterwegs. Allein. Dann kam man immer abends beim Essen ins Gespräch. Denn auch andere waren allein unterwegs. Heute passierte mir dies auch in Monza. Vis-a-vis sass ein älterer Herr. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass Enzo Ferrari tot ist, dann wäre er das gewesen. Graue Haare, Sonnenbrille, Stock und alle begrüssten ihn aufs freundlichste. Na ja, wir sind ja in Monza und da wäre Signore Enzo sicher Gast Numero Uno gewesen. So war es auch bei diesem Herrn. Er bekam den besten Tisch, wurde von allen begrüsst mit Vornamen – Signore Vico (so habe ich es zumindest verstanden) – und war selbst freundlich zu allen. Er sass mir gerade gegenüber.


Nachdem ich das köstliche Osso Bucco genossen hatte, fragte er in italienisch-gebrochenem Englisch, woher ich komme. Aus der Schweiz. Aha, da sind sie in Monza ja richtig. Warum? Natürlich habe ich sofort wieder an meine Formel-1-Legenden gedacht. Aber nein, er meinte nicht Siffert, Regazzoni und Co. – der wichtigste Schweizer sei in Monza geboren. Mein Gesicht könnt ihr euch vorstellen. Hä, denk ich mir, wohl nicht Brown, Boveri, Escher, Nestle, Schmidheiny oder gar Tell?


Nein, Maggi!


Michael Maggi, Gründer der Maggi-Werke in Kempthal! Als politischer Verfolgter sei er in die Schweiz geflohen und habe dort das Bürgerrecht bekommen. Weltweit gebe es kaum ein Produkt, das das Essen nicht verbessert habe. Dank einem von Monza.


Ich staunte, was Signore Vico alles wusste. Und – kaum im Zimmer – wollte ich dem via Wikipedia nachgehen. Tatsächlich. Maggi kam von Monza. Und plötzlich interessierte mich Monza über das Autodromo, Siffert, Regazzoni, Rindt hinaus.


Monza – so Signore Vico – lag an der damaligen Via Spluga, die über Como und den Splügenpass ins Rheintal führte. War vielleicht Columban nicht über den Septimer, sondern den Splügenpass nach Mailand gekommen? Signore Vico wusste es nicht. Aber genau im 7 Jahrhundert, als die irischen Mönche unterwegs waren, erlebte die Stadt ihre Blüte und hatte wohl eine starke Anziehungskraft. Sie sei damals auch Sommerresidenz des Langobardenreichs und Zulieferbetrieb für die Textilindustrie gewesen. Ja, San Gallo kenne er, wisse wo es liege und dass es ein Zentrum der Textilindustrie gewesen sei.


Dies alles erzählte mir Signore Vico und nippte an seinem Glas Vino Bianco. Mit Blick irgendwohin, nur nicht zu mir. Er war - glaube ich zumindest - blind.

Dann kam das Dessert. Tiramisu. Seit einigen Tagen bestelle ich immer das. Eric meinte, ich soll eine Studie machen. Der Referenzwert ist das Strassburger-Tiramisu, das ich vor ca. 40 Jahren genossen habe. Best ever! Nie kam eines an dieses ran. Fast bis heute. Second best ever. “Second to none”, würde ich es klassifizieren.


Wenn man auch viel vermisst, wenn man allein unterwegs ist. Solche Begegnungen wie heute Abend sind einmalig.


Antica Trattoria della Uva

Signore Vico... wie Enzo


Wunderschöner Abend...

...mit Second best ever Tiramisu!


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